23. August 2023 | Position
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VCI Position kompakt - Wasserstoffstrategie
PDF | 116 kB | Stand: 23. August 2023
Wasserstoff ist für die chemische Industrie außerordentlich bedeutend und bildet den Ausgangspunkt wichtiger chemischer Wertschöpfungsketten. Schon heute kommen in Deutschland jährlich etwa 12,5 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff zum Einsatz. Die Chemie ist dessen größter Nutzer.
Klimafreundlicher Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für den Klimaschutz. Die EU und Deutschland planen deshalb sehr ambitioniert den schnellen Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Damit der heimische Markt ins Rollen kommt und treibhausgasneutral erzeugter Wasserstoff in der chemischen Industrie großflächig eingesetzt werden kann, sind neue Technologien notwendig. Diese sind heute jedoch noch nicht wettbewerbsfähig, sodass ihre breite Einführung ohne Anreize und Förderung in absehbarer Zeit kaum gelingen wird. Zudem wächst der internationale Wettbewerbsdruck: Auch die USA streben mit ihrem sogenannten Inflation Reduction Act (IRA) einen zügigen Markthochlauf an.
Technologieoffenheit unabdingbar
Um die langfristige Dekarbonisierung der deutschen Grundstoffchemie zu erreichen, steigt der Wasserstoffbedarf der Branche bis 2045 etwa auf das Achtfache an. Für diese immensen Mengen werden diversifizierte Importquellen sowie für eine lange Übergangszeit verschiedene Technologien benötigt, um Wasserstoff treibhausgasneutral zu erzeugen. Die deutsche Nationale Wasserstoffstrategie fokussiert vor allem auf den sogenannten „grünen“ Wasserstoff, der auf Basis von Wasserelektrolyse mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wird. Gut ist, dass für den Übergang auch andere Wasserstoffquellen mit geringem CO₂-Fußabdruck berücksichtigt werden. Die hier gezeigte Technologieoffenheit trägt dazu bei, die Kosten zu dämpfen, technische Entwicklungen nicht zu blockieren und die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Zugang zu klimaschonenden Gasen schaffen
Im Stromsektor gibt es handelbare Herkunftsnachweise für regenerativ erzeugten Strom. Ähnliche EU-weit anerkannte Nachweise für treibhausgasarm erzeugten Wasserstoff würden helfen, Technologien schneller zu verbreiten. Denn damit wären Nutzer nicht mehr davon abhängig, über eine geeignete Infrastruktur einen direkten Zugang zu diesem Wasserstoff erhalten zu können. Wesentlicher Inhalt solcher Zertifikate sollte der CO₂-Fußabdruck sein, um die klimaschonende Eigenschaft nachweisen zu können – unabhängig von der Erzeugungstechnologie des Wasserstoffs.
Infrastruktur muss angepasst werden
Die heutige Infrastruktur reicht für die Bedarfe der künftigen Wasserstoffwirtschaft nicht aus. Bei den Fernleitungen ist eine getrennte Infrastruktur für einerseits methanhaltige Gase (Erdgas, Biomethan, synthetisches Methan) und andererseits Wasserstoff sinnvoll, um die stoffliche Nutzung von reinem Wasserstoff zu ermöglichen. Hierfür sollten auch Teile der bestehenden Erdgasinfrastruktur genutzt werden. Die lokalen Verteilnetze müssen differenziert betrachtet werden: Während in einigen Bereichen Wasserstoff zum Erdgas beigemischt werden kann, muss die Beimengung in anderen Netzbereichen begrenzt werden, da bestimmte Anlagen sonst nicht mehr sicher betrieben werden können.
DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN
- Neue Technologien unter Erhalt guter Wettbewerbsbedingungen fördern
Die Einführung neuer Wasserstofftechnologien wird ohne Förderung nicht gelingen. Insbesondere in der Übergangsphase müssen wettbewerbsfähige Bedingungen bestehen. Dabei muss vor allem eine wirksame Antwort auf konkurrierende Fördersysteme wie zum Beispiel der IRA in den USA entwickelt werden. - Technologieoffenheit wahren
Die Nachhaltigkeit von Wasserstoff und dessen verschiedenen Erzeugungsverfahren sollte ausschließlich anhand des CO₂-Fußabdrucks bemessen werden, nicht durch Festlegung auf bestimmte Technologien. - Eine für Industrieanlagen kompatible Infrastruktur aufbauen
Der Zugang zu nachhaltigem Wasserstoff sollte durch europäisch handelbare Herkunftsnachweise ermöglicht werden. Auf Fernleitungsebene sollte eine eigene Infrastruktur geschaffen werden. Bei den Verteilnetzen muss die Beimengung von Wasserstoff ins Erdgasnetz mit den angeschlossenen Anlagen kompatibel sein.
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