03. August 2021 | Information
Die Bioökonomie orientiert sich an den natürlichen Stoffkreisläufen.
Sie verbindet Technologie, Ökologie und effizientes Wirtschaften auf optimale Weise und setzt dabei auf die nachhaltige Nutzung von biologischen Ressourcen. Diese können Pflanzen, Mikroorganismen und Enzyme sein – oder auch Reststoffe wie zum Beispiel Stroh oder Alt- und Schwachholz aus der Forstwirtschaft. Sie dienen als Basis für Medikamente, Nahrungsmittel, Energie und Industrieprodukte.
Infografik: Biologische Ressourcen werden zu wichtigen Produkten
Das Wertschöpfungsnetz der industriellen Bioökonomie ist von strategischer Bedeutung für eine nachhaltige Wachstumsstrategie und damit für das Gelingen eines der größten Zukunftsprojekte unserer Zeit: des Green Deal der Europäischen Union mit seinen ambitionierten Zielen für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Doch noch viel zu oft steht die Bioökonomie in Konkurrenz zu über Jahrzehnte gewachsenen Wertschöpfungsketten der auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaft, deren Produkte aktuell noch wettbewerbsfähiger sind.
Um die Chancen der Biotechnologie zur Lösung der Herausforderungen unserer Zeit zu nutzen, müssen deren spezifische Innovationszyklen politisch besser unterstützt werden.
Industriestandort stärken
Die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise durch neue biotechnologische Verfahren muss mit planbaren und langfristigen Rahmenbedingungen gefördert werden. Investitionen und Innovationen werden aber durch immer kompliziertere Verfahren ausgebremst. Stattdessen müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren für biotechnische Produktionsanlagen aber beschleunigt werden.
Forschung und Entwicklung fördern
Sämtliche Innovationshemmnisse innerhalb der Wertschöpfungsnetze gilt es zu vermeiden und abzubauen sowie Forschung technologieoffen zu fördern. Es bedarf schneller Genehmigungen für biotechnische Forschung und Entwicklung, damit deren Ergebnisse schnell in den Markt gelangen und ihren Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen entfalten können.
Vorhaben global einbetten
Die Wertschöpfungsnetzwerke und Lieferketten der Biotechnologie müssen international gedacht und gestaltet werden: Die Bioökonomie benötigt nachwachsende Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Weltmarktpreisen. Bestehende Handelshemmnisse sollten abgebaut werden.
Biologische Ressourcen nachhaltig nutzen
Die Life-Science-Industrie nutzt genetische und biologische Ressourcen aus aller Welt, um damit Arzneimittel, Biokraftstoffe, Chemikalien und viele weitere Produkte herzustellen. Die deutschen Unternehmen unterstützen daher den wirksamen Schutz und die nachhaltige Nutzung dieser – zum großen Teil noch gar nicht erschlossenen – Ressourcen. Das Nagoya-Protokoll liefert dafür seit 2014 völkerrechtlich bindende Standards. Allerdings hapert es an dessen Umsetzung: Die Regelungen sind komplex, teilweise völlig unklar und erschweren gerade Start-ups und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu genetischen Ressourcen und deren Nutzung.
Nagoya-Protokoll besser umsetzen
Das Nagoya-Protokoll muss in einfachen, klaren und transparenten Regelungen umgesetzt werden. Es darf nicht dazu genutzt werden, den Zugang zu genetischen und biologischen Ressourcen sowie ihre Erforschung zu behindern, wie es derzeit noch passiert.
Wertschöpfung optimieren
Die Auswirkungen der aktuellen Gesetzgebung des Nagoya-Protokolls auf die Wertschöpfung sollten in einer Folgenabschätzung überprüft werden. Dies würde helfen, eine faktische Grundlage für eine Umsetzungsstrategie zu schaffen, die die Wertschöpfung aus genetischen und biologischen Ressourcen für alle Beteiligten vereinfacht und optimiert.
Dieser Beitrag ist Teil des VCI-Politikbriefs „Game-Changer Biotechnologie" (August 2021).