02. Mai 2023
Abschlusskonferenz Chemistry4Climate
Wie die Transformation gelingen kann
Wanted: Eine zukunftsfähige Chemie- und Pharmabranche in der industriellen Revolution 2.0
Auf der Chemistry4Climate-Abschlusskonferenz in der Akademie der Künste in Berlin sprachen wir Ende April 2023 mit knapp 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darüber, wie die chemisch-pharmazeutische Industrie bis 2045 klimaneutral werden kann. Dazu stellten wir die Arbeitsergebnisse der Plattform vor, die der VCI mit dem VDI vor zwei Jahren ins Leben gerufen hatte.
So ist eine klimaneutrale Chemie möglich und machbar
Die zentralen Ergebnisse stellte Roland Geres vom Beratungsunternehmen FutureCamp vor. Er spannte noch einmal den Bogen von der VCI-Studie Roadmap 2050, die zeigte, dass eine klimaneutrale Chemie technologisch möglich ist, bis zum Abschlussbericht von Chemistry4Climate (C4C). Er betonte: „Wir haben die Roadmap kritisch hinterfragt, Querverbindungen deutlich gemacht, technologische Entwicklungen berücksichtigt und die Erfahrungen und das Wissen aller Akteure einfließen lassen.“ Deutlich geworden sei dabei, dass es starke Wechselwirkungen zwischen politischen Entscheidungen und den Entwicklungen in der Branche gebe. Strombedarf und Investitionskosten etwa könnten deutlich gesenkt werden, wenn der Branche Sekundärrohstoffe wie Biomasse oder Kunststoffabfälle bevorzugt zur Verfügung stehen.
Politik und Industrie – starke Partner bei der Umsetzung
Michael Kellner, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, betonte den Wert der Branche für die Transformation und bekräftigte das politische Ziel, dass die Grundstoffindustrien in Deutschland stark bleiben sollen. Er lobte die Arbeit der Plattform als wichtigen Blick nach vorne und warb darum, dass „Politik und Industrie bei der Umsetzung starke Partner sein sollten“.
Viel erneuerbare Energie und ein Industriestrompreis als Brücke
Auch auf dem Podium wurden die wichtigsten Stellschrauben diskutiert, die den Weg zur Klimaneutralität beschleunigen könnten. Einig waren sich alle, dass die Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien die wichtigste Grundvoraussetzung sei. Staatssekretär Kellner bestätigte hier massiven Aufholbedarf, gab sich aber optimistisch, dass jetzt rapide beschleunigt werden könne. Bis dahin müsse es aber „so schnell wie möglich“ einen Industriestrompreis geben, forderte Mark Helfrich, Fachsprecher für Energiepolitik in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Darin waren sich im Grunde alle einig. Auch Simon Wolf, Teamleiter Klimapolitik bei Germanwatch. Er betonte aber, dass dieser zeitlich begrenzt sein müsse und klar mit Ansprüchen an Transformationsbemühungen verbunden werden müsse.
Wasserstoff: Schlüsselelement der Energiewende
Dass Wasserstoff als Schlüsselelement der Energiewende schnell in großen Mengen verfügbar sein muss, machte auch Klaus Schäfer, Technologievorstand von Covestro, klar und fügte hinzu: „Wir werden viel Wasserstoff importieren müssen.“ Technisch werde dabei auch auf Wasserstoffträger wie Ammoniak oder Methanol zurückgegriffen werden. Kellner fügte hinzu: „Aufgrund der Knappheit werden wir Wasserstoff für die Industrie priorisieren müssen.“ Simon Wolf setzte bei dieser Thematik auf die Industrie als „Stimme der Vernunft“, damit der Fokus klar auf grünem Wasserstoff bleibe.
Kohlendioxid clever nutzen
Für Lukas Köhler, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, ist die clevere Nutzung von CO₂ ein zentraler Aspekt bei der Industrietransformation: „Wer Klimaneutralität sagt, muss CO₂ auch speichern oder weiternutzen.“ Simon Wolf wollte dies nicht gänzlich unterschreiben. Für ihn bleibe eine solche Nutzung nur die letzte Alternative im Kohlenstoffkreislauf.
"Wir schaffen das" – GO für den gemeinsamen Weg
Am Ende überwog auf dem Podium trotz des Bewusstseins, dass der gigantische Umbau der Chemie zur Klimaneutralität eine Mammutaufgabe werde, der Optimismus. Klaus Schäfer betonte trotz aller Herausforderungen: „Wir schaffen das.“
Zum Abschluss der Veranstaltung schlug auch Dieter Westerkamp, Direktor im Verein Deutscher Ingenieure (VDI), in diese Kerbe: „Die Ergebnisse von C4C stehen für mich vor allem für Chancen. Damit wir diese nutzen können, benötigen wir drei Dinge: Technologien, Standards und die Menschen, mit denen der Prozess funktioniert.“
Nicht zu kurz kommen durfte auch der Dank an alle Teilnehmer, die die Plattform mit ihrer intensiven Arbeit zum Erfolg gemacht haben. Das gemeinsame Verständnis vom Weg der Branche zur Klimaneutralität wolle er nun als Basis für zahlreiche Gespräche nehmen, betonte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. „Wir gehen mit den Ergebnissen jetzt auf Roadshow und werben für die Umsetzung. Und die brauchen wir in neuer Deutschlandgeschwindigkeit. Wir schrauben hier an der Zukunftsfähigkeit unserer Branche im Angesicht einer industriellen Revolution 2.0.“
Alle Ergebnisse und Schlussfolgerungen des Projekts finden Sie hier.
Hier finden Sie unsere Pressemitteilung zum Projektabschluss.
Impressionen im Video
Jürgen Udwari
Pressesprecher Energie, Klimaschutz und Rohstoffe
- Telefon: +49 (69) 2556-1716
- E-Mail: udwari@vci.de