02. Juni 2022 | Bericht
Vom 30.05. bis 03.06.2022 fand die Weltleitmesse für Umwelttechnologien IFAT statt. Der VCI war erstmals dort vertreten.
Auf der IFAT 2022 konnte sich das internationale Publikum bei einem vielfältigen Rahmenprogramm über die ganze Bandbreite der Innovationen im Bereich Umwelttechnologien informieren. Der Besucheransturm blieb nicht aus. Im Mittelpunkt der Messe stand das Zukunftsthema Kreislaufwirtschaft. Auch der VCI hat bei diesem Thema erstmals mit einem Gemeinschaftsstand auf der IFAT mitgemischt. Vertreten waren die Unternehmen BASF, Covestro, Dow, LyondellBasell, Neste, OMV und Sto, um insbesondere auch die neuesten Entwicklungen im Bereich „chemisches Recycling“ vorzustellen.
Hoher Besuch zum Auftakt
Noch vor dem offiziellen Start der Messe kam Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf einen Standbesuch vorbei. Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Bedeutung der Chemiebranche für die Kreislaufwirtschaft zunehmend ins Bewusstsein rückt. So konnten Vertreterinnen und Vertreter aus der Industrie ihre Anliegen bei der Ministerin platzieren: Um den vielversprechenden Verfahren, die unter dem Begriff „chemisches Recycling“ subsummiert werden, einen Schub zu geben, braucht es förderliche Rahmenbedingungen. Bei dem regen Austausch kamen auch die Voraussetzungen für die angekündigte Aufnahme des chemischen Recyclings im Verpackungsgesetz zur Sprache. Die Bundesumweltministerin ließ erkennen, dass man an einem Strang zieht, wenn es um ein sofortiges, europaweites Deponieverbot für Kunststoffabfälle geht.
Lebhafte Podiumsdiskussion
Besonders reges Interesse zeigte sich dann am 1. Juni auf der Hauptbühne zum Thema chemisches Recycling. Die Teilnehmenden aus Industrie, Wissenschaft und einer NGO diskutierten unter dem Titel „Zukunft Kreislaufwirtschaft: Chemisches Recycling als Baustein“ das Potenzial der Technologie als Ergänzung zu etablierteren Recyclingverfahren.
BASF-Vertreter Dr. Christoph Gahn machte gleich zu Beginn klar, wie wichtig die neue Technologie für die Branche ist: „Das chemische Recycling ordnet sich den Klimazielen unter. Wenn man auf primäre fossile Brennstoffe in der Energie verzichtet, ist es logisch, dies auch in der chemischen Industrie zu tun und andere Stoffe im Kreis führen. Das ist chemisches Recycling“.
Dass die Chemieindustrie mit der Technologie weit über die eigene Branche hinweg Impulse setzt, unterstrich Jürgen Ephan vom Recyclingunternehmen Remondis: „Wenn wir über Inputmaterialien sprechen, die komplizierter sind als anfangs gedacht, haben wir mit der chemischen Industrie einen optimalen Partner des Outputs. Deshalb sind wir an vielen Stellen eng verbunden. Wir sind zuversichtlich, dass wir in zwei bis drei Jahren die ersten Anlagen in Deutschland haben.“
Aus der Wissenschaft brachte Prof. Dr. Dieter Stapf vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein, dass es ohne die Chemie in Zukunft nicht gehen wird: „Grundsätzlich eignet sich chemisches Recycling für alle Arten von Abfallstoffen, denn man braucht nicht eine bestimmte Reinheit, sondern man zerlegt komplexe Gemische.“ Chemisches Recycling müsse vor allem die Dinge rezyklierbar machen, die heute nicht recycelt werden können.
Im Anschluss entfachte sich eine interessante Diskussion um die Vereinbarkeit von mechanischem und chemischem Recycling, wobei sich Einigkeit abzeichnete, dass am Ende Ökobilanzen entscheiden müssen. Aus seinen Forschungsergebnissen gab Stapf außerdem mit, dass eine Kombination der Verfahren die Lösung bringt: „Mechanisches und chemisches Recycling geben sich nichts, sie sind sehr ähnlich in ihren Energiebilanzen. Aber unschlagbar ist eigentlich, wenn ich mechanisches mit chemischem Recycling kombiniere, denn ich will ja so viel wie möglich recyceln“.
Bernhard Bauske vom WWF wiederum verwies darauf, dass er die Chemiebranche nicht nur beim chemischen Recycling gefordert sieht: „Die Kunststoffindustrie kann natürlich auch im Bereich Vermeidung unterstützen und Produkte schaffen, die als Mehrwegprodukt einsetzbar sind – für verschiedene Zwecke und auch langlebig.“ Die Vermeidung sollte Priorität haben, so Bauske, da zeigten sich viele Potenziale. Es gebe aber noch ein ganz großes Arbeitsfeld, bevor tatsächlich über chemisches Recycling gesprochen werden könne.“
Mitschnitt zur Podiumsdiskussion
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