Ukraine-Krieg

Daten und Fakten: Logistik

29. November 2022 | Information

Daten & Fakten zur Logistik vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine.

Eine kurzfristige Maßnahme zur Verkehrsentlastung wäre die zeitlich befristete Anhebung des zulässigen LKW-Gesamtgewichts. © sutthinon602/stock.adobe.com
Eine kurzfristige Maßnahme zur Verkehrsentlastung wäre die zeitlich befristete Anhebung des zulässigen LKW-Gesamtgewichts. © sutthinon602/stock.adobe.com

Zahlen zur Logistik der chemisch-pharmazeutischen Industrie allgemein

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland insgesamt 4 Milliarden Tonnen Güter transportiert, davon entfielen rund 222 Millionen Tonnen auf Chemikalien¹. Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie verantwortete 2020 den Transport von rund 69,8 Millionen Tonnen Chemikalien. Auf die verschiedenen Verkehrsträger entfielen

  • 37 Prozent auf die Straße,
  • 24 Prozent auf Pipelines,
  • 16 Prozent auf die Schiene,
  • 12 Prozent auf den Seeverkehr,
  • 11 Prozent auf das Binnenschiff.

Außenhandel der Branche (Chemie und Pharma) mit Russland und Ukraine

Rund 2,4 Prozent (=5,6 Milliarden Euro) der deutschen Ausfuhren gingen 2021 nach Russland. In der Rangliste für Europa (inkl. Schweiz und UK) bedeutet das Platz 10 gleichauf mit Tschechien.

Der Anteil der Branchenausfuhren in die Ukraine lag bei 0,5 Prozent (Wert=1,7 Milliarden Euro). Das entspricht in der EU dem Ausfuhranteil nach Slowenien (Platz 18), global gesehen der Größenordnung der Ausfuhren nach Singapur und Thailand.

Die Exporte in die Krisenregion Russland, Belarus und Ukraine machten im letzten Jahr insgesamt 3 Prozent aller Ausfuhren aus. Der Auslandsumsatz der Branche belief sich 2021 insgesamt auf 136 Milliarden Euro.

Aktuelle Lage

Die Situation in der nationalen und internationalen Logistik ist derzeit hoch angespannt. Der Krieg in der Ukraine, ausbleibende russische Gaslieferungen und durch die Corona-Pandemie bedingte Nachholeffekte verschärfen strukturelle Probleme in den Lieferketten. Knappe Transportkapazitäten in allen Verkehrsträgern führen zu einer unbefriedigenden Zuverlässigkeit, mangelnden Flexibilität und hohen Preisen.

Weitere Ursachen dieser Entwicklungen sind ein Mangel an Fahrpersonal und Logistikfachkräften, hohe Kraftstoffkosten, eine starke Nachfrage nach Logistikdienstleistungen sowie längere Transportwege und Staus vor Häfen. Dies resultiert in einem höheren Dispositionsaufwand und einer längeren Bindung von Transportmitteln. Der wachsende Transportbedarf für die Energieträger Kohle, Öl und Gas auf der Schiene und den Wasserstraßen erhöht den Druck auf die bereits ausgelasteten Verkehrsträger weiter.

Die Transportnachfrage und -möglichkeiten von und nach Russland und Belarus sind durch den Krieg und die Wirtschaftssanktionen stark zurückgegangen:

  • Russischen und belarussischen Straßengüterverkehrsunternehmen ist es mit wenigen Ausnahmen untersagt, in die EU einzufahren.
  • Die Eisenbahnverbindung über die Ukraine nach Russland ist gekappt. Der transeurasische Containerverkehr über die Seidenstraßen-Nordroute ist weiterhin nicht von Einschränkungen betroffenen.
  • Die Seehäfen und Küsten der Ukraine im Schwarzen Meer sind durch Treibminen für die internationale Handelsflotte blockiert. Die EU hat ein Anlaufverbot für Schiffe unter russischer Flagge sowie Schiffe russischer Reeder an EU-Häfen ausgesprochen.
  • Russische Flughäfen werden von EU-Fluggesellschaften nicht bedient und umgekehrt. Der russische Luftraum ist für EU-Airlines gesperrt.

Handlungsoptionen

Straßengüterverkehr

  • Aufhebung der Feiertags- und Sonntagsfahrverbote
  • Vorübergehende Aussetzung von Weiterbildungserfordernissen
  • (Zeitlich befristete) moderate Anhebung der im Straßengüterverkehr maximal zulässigen Gewichte, um einen Beitrag zur Entspannung bei Engpässen zu leisten: Positionspapier der Verbändeinitiative Verkehrsentlastung
  • Aussetzung kapazitätsmindernder Regelungen des Mobility Package bis hin zur Freigabe der Kabotage

Schienengüterverkehr

  • Bei drohenden Engpässen Priorisierung von Gütertransporten gegenüber dem Personenverkehr
  • Im Fall eines Rückstaus interkontinentaler Züge kann die Schaffung von mehr Abstellflächen (auch für mit Gefahrgütern beladene Kesselwagen) einen Beitrag dazu leisten, die Situation zu entspannen.

Der VCI steht hierzu im engen Austausch mit dem BDI; verbandsintern läuft die Abstimmung über den Ausschuss Logistik und Verkehr sowie die dem Ausschuss zugeordneten Fachgremien.

¹Die in diesem Abschnitt genannten Zahlen zum Transport chemischer Erzeugnisse enthalten laut Statistischem Bundesamt auch den Transport von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie von Gummi- und Kunststoffwaren. Diese Zahlen beziehen sich auf den Gesamtgüterverkehr inkl. Transporte zwischen Handelspartnern, also nicht nur Mengen, die von Chemieunternehmen verladen bzw. verantwortet werden. Eine Veröffentlichung von Angaben für Wirtschaftsbereiche seitens des Kraftfahrtbundesamtes ist seit 2015 ausgesetzt.

Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dipl.-Kfm. Tilman Benzing

Dipl.-Kfm. Tilman Benzing

Bahntransport, Binnenhäfen, Chlor, Intralogistik, Seeverkehr, Verkehrsinfrastruktur

Dipl.-Ing. Jörg Roth

Dipl.-Ing. Jörg Roth

Gefahrgut, Ladungssicherung, Transportsicherheit, TUIS, Verkehr und Logistik