30. Januar 2019 | Bericht
Die EU-Kommission setzt mit ihrem „Circular Economy“-Paket stark darauf, möglichst viele Abfälle durch „klassische“ mechanische Verfahren zu recyceln. Sie konzentriert sich damit mehr auf das Lebensende von Produkten und spricht sich recht einseitig für eine bestimmte Abfallverwertungsoption aus. Für die Chemie ist zirkuläre Wirtschaft jedoch weit mehr: Es kommt darauf an, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten und zu jedem Zeitpunkt die jeweils technisch, wirtschaftlich und ökologisch optimale Lösung zu nutzen. Das gilt insbesondere für den in vielen Produkten enthaltenen Kohlenstoff.
Zirkuläre Wirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz: Der Kreis schließt sich erst, wenn der in einem Produkt enthaltene Kohlenstoff zurückgewonnen werden konnte. Neben dem mechanischen ist dafür auch das chemische Recycling geeignet: Abfälle werden zunächst in chemische Grundstoffe umgewandelt, aus denen wiederum neue Produkte entstehen. Aktuell gibt es vielversprechende Projekte, die sich mit der Realisierung dieser Technologie beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Pyrolyse-Verfahren. Darüber hinaus erlaubt auch die energetische Verwertung, den Kohlenstoff in Form von CO2 „im Kreis zu führen“.
Das Ziel einer zirkulären Wirtschaft ist ambitioniert und der Weg dahin lang. Die Transformation kann nur mit einem umfassenden Verständnis gelingen. Dazu gehört:
Freiräume für Innovationen schaffen
Nur so können Unternehmen ihre Forschung und die Entwicklung neuer marktfähiger Produkte vorantreiben, beispielsweise für innovative Kunststoffe, die komplexe Anwendungsbereiche weiter optimieren, biologisch abbaubar sind, auf nachwachsenden Rohstoffen beruhen oder in Spezialanwendungen zum Zug kommen. Geeignete Förderinstrumente, zum Beispiel über das neunte Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“, können ein wichtiger Hebel für eine zirkuläre Wirtschaft sein.
Nachhaltigkeit umfassend verfolgen
Für die Entwicklung innovativer Materialien und Produkte sind vom Design bis hin zur Abfallverwertung deren Kosten, Qualität und Nutzen ebenso wie ökologische Aspekte und spezifische Fragen der Recyclingoptionen zu berücksichtigen. Denn ob ein Produkt wirklich nachhaltig ist, wird nur bei Betrachtung seines gesamten Lebenszyklus deutlich. Mögliche Zielkonflikte zwischen den an ein Produkt gestellten Anforderungen – etwa hinsichtlich seiner Performance, Ressourceneffizienz oder späteren Verwertung – gilt es in geeigneter Weise aufzulösen.
Zweckmäßigste Verwertung nutzen
Das „klassische“ mechanische Recycling von Werkstoffen darf nicht zum Selbstzweck erhoben werden. Je nach Beschaffenheit des Abfalls – beispielsweise in Bezug auf seinen Verschmutzungsgrad oder Heizwert – muss auch das chemische Recycling sowie die effiziente energetische Verwertung möglich sein. Das chemische Recycling ergänzt somit das mechanische und kann zum Problemlöser für bisher nur schwer zu recycelnde Abfälle werden. Entscheidend ist, welches Verfahren am Ende die insgesamt beste Ökobilanz ausweist.
INFOGRAFIK: Konzept einer zirkulären Wirtschaft
Dieser Beitrag ist Teil des VCI-Politikbriefs „Ja zu Europa"
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Dipl.-Kfm. Tilman Benzing
Bahntransport, Binnenhäfen, Chlor, Intralogistik, Seeverkehr, Verkehrsinfrastruktur
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