Im Zentrum der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ der deutschen Chemie stehen zwölf Leitlinien. Diese haben das Ziel, Nachhaltigkeit als Leitbild innerhalb der Branche zu stärken. Als branchenspezifischer Rahmen geben sie den Unternehmen und Beschäftigten der chemischen Industrie Orientierung für ihr Handeln.
- Broschüre
- 6 Seiten / DIN A4
- Zielgruppe
- VCI-Mitgliedsunternehmen, breite Öffentlichkeit
Präambel zu den Leitlinien
"Die Chemie ist eine Schlüsselindustrie für nachhaltige Entwicklung. Als Innovationstreiber für Wirtschaft und Gesellschaft trägt die Branche dazu bei, einer wachsenden Weltbevölkerung eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Die chemische Industrie in Deutschland - von pharmazeutischen bis zu kunststoffverarbeitenden Betrieben – versteht Nachhaltigkeit als Verpflichtung gegenüber den jetzigen und künftigen Generationen und als Zukunftsstrategie, in der wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung verknüpft ist.
Die Produkte der chemischen Industrie leisten direkt und als Grundlage für Innovationen in anderen Branchen Beiträge, um unsere gemeinsame Zukunft nachhaltig zu gestalten. Mit ihrer wirtschaftlichen Stärke und dem hohen Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen ist die deutsche chemische Industrie zukunftsfähig am Wirtschaftsstandort Deutschland, in Europa und in der Welt. Der Schutz von Mensch und Umwelt sowie der Einsatz für gute und faire Arbeitsbedingungen sind Grundprinzipien ihres Handelns. Beispielhaft für dieses Bekenntnis der chemischen Industrie in Deutschland stehen die Responsible-Care-Initiative und die Sozialpartnerschaft.
Die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 setzt diesen Weg fort: Das gemeinsame Engagement von Unternehmen, Beschäftigten, Sozialpartnern und Verbänden unterstreicht, dass Nachhaltigkeit einen umfassenden Ansatz benötigt, der Ökonomie, Ökologie und Soziales verbindet.
Die Leitlinien haben das Ziel, Nachhaltigkeit als Leitbild der chemischen Industrie in Deutschland zu stärken und international Impulse zu setzen. Als branchenspezifischer Rahmen geben sie den Unternehmen und Beschäftigten Orientierung für ihr Handeln. Die Leitlinien greifen Kernelemente aus nationalen, europäischen und auch internationalen Initiativen und Standards wie die 10 Prinzipien des UN Global Compact, die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen auf. Entstanden sind die Leitlinien aus einem Dialog innerhalb der Branche sowie im Austausch mit Gesellschaft undPolitik, Wissenschaft und Wirtschaft.
Mit der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 bündeln wir, in der Allianz von VCI, IG BCE und BAVC, Kräfte, Erfahrungen und Wissen. Wir wollen, dass die Menschen weltweit das Potenzial der Chemie für eine nachhaltige Entwicklung nutzen können."
Die Leitlinien
Im Zentrum von Chemie³ stehen die „Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland“. Sie dienen der Branche als Leitbild und unterstützen Unternehmen und Beschäftigte dabei, ihre Beiträge zur Nachhaltigkeit auszubauen.
Hierfür wurden branchen- und nachhaltigkeitsrelevante globale und nationale Leitlinien, Standards und Vorgaben analysiert und priorisiert. Daraus konnten zwölf Handlungsfelder abgeleitet werden, die Strategie, Umsetzung und Kommunikation von nachhaltiger Entwicklung im Unternehmen betreffen:
- Strategische Verankerung von Nachhaltigkeit
- Investitionen: Einsatz innovativer nachhaltiger Technologien
- Internationale Wettbewerbsfähigkeit und globale Zusammenarbeit
- F&E-Strategie und Innovationsmanagement
- Implementierung durch Regeln, Prozesse und Standards
- Gute Arbeit, Sozialpartnerschaft, Tarifpolitik
- Demografiemanagement, Bildung, Fachkräftesicherung und Diversity
- Schutz von Mensch, Umwelt und biologischer Vielfalt
- Energie-, Ressourcenmanagement und Klimaschutz
- Gesellschaftliches Engagement
- Transparenz und Integrität
- Kommunikationsstrategie, Beteiligung und Dialog
Zu diesen zwölf Handlungsfeldern haben wir unter Einbeziehung von internen und externen Stakeholdern die „Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland“ formuliert. Sie zeigen Unternehmen und Beschäftigten die wichtigsten Handlungsfelder auf, schaffen Orientierung und setzen einen Rahmen für die Förderung nachhaltiger Entwicklung im Unternehmen.
1. Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie integrieren
Die Unternehmen der chemischen Industrie machen Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen der Unternehmen relevant. Individuelle Ziele werden entwickelt, um das jeweilige Unternehmen kontinuierlich an den Grundprinzipien nachhaltiger Entwicklung auszurichten. Die Beschäftigten sind daran aktiv beteiligt. Impulse von Gesellschaft und Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden erfasst und bewertet.
Die Unternehmen verankern alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in ihrer Strategie - Ökonomie, Ökologie und Soziales:
- Langfristig orientiertes wirtschaftliches Handeln, globale Wettbewerbsfähigkeit und die finanzielle Stabilität der Unternehmen sind die Grundlage für Arbeitsplätze, Innovationen und Investitionen. Langfristiger unternehmerischer Erfolg dient den Mitarbeitern, den Eigentümern bzw. Anteilseignern und der volkswirtschaftlichen Stabilität.
- Der Schutz von Mensch und Umwelt und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind fest in den Unternehmen verankert und werden z. B. durch die Umsetzung von Responsible Care unterstützt und kontinuierlich weiterentwickelt.
- Die Unternehmen stehen für gelebte soziale Verantwortung als Teil der Gesellschaft. In Deutschland findet dies seinen Ausdruck im Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft und ihrem Engagement in der besonderen Chemie-Sozialpartnerschaft.
Die Unternehmen der chemischen Industrie beachten und unterstützen die Einhaltung der Menschenrechte weltweit. Die Regeltreue, d. h. die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften, ist die grundlegende Pflicht aller Unternehmen und Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaften.
2. Wertentwicklung und Investitionen nachhaltig gestalten
Die Unternehmen der chemischen Industrie richten ihr wirtschaftliches Handeln auf langfristige Wertentwicklung aus. Die Erhaltung und Verbesserung der globalen Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung von Arbeitsplätzen sind dabei von grundlegender Bedeutung. Die Unternehmen engagieren sich für gesunde betriebswirtschaftliche Strukturen und schaffen interne Anreizsysteme, die eine Ausrichtung auf langfristigen Erfolg fördern. Bei Investitionen verbinden sie Wirtschaftlichkeit mit Sicherheit, Umweltschutz, einem optimierten Energie- und Ressourceneinsatz sowie mit sozialer Verantwortung und legen dabei weltweit vergleichbare Maßstäbe zugrunde.
3. Wirtschaftliche Stabilität stärken und globale Zusammenarbeit ausbauen
Die Unternehmen der chemischen Industrie schaffen mit ihrem ökonomischen Erfolg regionale und globale Entwicklungschancen und tragen so zur volkswirtschaftlichen Stabilität an ihren Standorten bei. Sie engagieren sich national und international als Partner einer nachhaltigen Entwicklung und als verantwortungsvolle Vorbilder. Sie setzen sich dafür ein, dass hohe betriebliche Umwelt- und Sozialstandards Anwendung in ihren Wertschöpfungsketten weltweit finden.
4. Mit Innovationen Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung leisten
Die Unternehmen der chemischen Industrie entwickeln innovative Lösungen für globale und nationale Herausforderungen. Mit hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung schaffen sie einen Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft. Bei der Entwicklung von neuen Produkten und Verfahren berücksichtigen sie frühzeitig Fragestellungen einer nachhaltigen Entwicklung.
5. Nachhaltigkeit in betrieblichen Prozessen umsetzen
Die Unternehmen der chemischen Industrie schaffen für sich individuelle Regeln und Strukturen mit dem Ziel, klare Verantwortlichkeiten für die Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen herzustellen und ihre Prozesse und Produkte kontinuierlich zu verbessern. Sie integrieren in ihre Unternehmensprozesse Maßnahmen, um insbesondere Kinder- und Zwangsarbeit sowie Korruption auszuschließen.
6. Gute Arbeit sichern und Sozialpartnerschaft leben
Die Unternehmen und Beschäftigten der chemischen Industrie setzen auf sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit und gute Arbeit als Voraussetzung einer nachhaltigen Entwicklung. In der Chemie-Sozialpartnerschaft sehen Unternehmen und Beschäftigte den besten Weg des Interessenausgleichs zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zum gegenseitigen Vorteil. Hierzu gehört auch die nach diesen Prinzipien gelebte partnerschaftliche Zusammenarbeit auf betrieblicher Ebene. Durch Tarifverträge, Tarifbindung, Sozialpartner-Vereinbarungen, Mitbestimmung und weitere Formen der betrieblichen Zusammenarbeit sorgen die Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Unternehmensleitungen und Betriebsräte für Sicherheit, Beteiligung und Transparenz und gewährleisten gute und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen in Deutschland. Die Unternehmen binden ihre Beschäftigten ein und fördern deren Engagement und Eigenverantwortung. Sie gestalten Nachhaltigkeit partnerschaftlich und setzen sich auch international für gute soziale Standards ein.
7. Demografischen Wandel gestalten und Fachkräftebedarf sichern
Die Unternehmen und Beschäftigten der chemischen Industrie betrachten die demografische Entwicklung als gemeinsamen Gestaltungsauftrag. Die Sozialpartner, Unternehmensleitungen und Betriebsräte bauen ihre tarif- und sozialpolitischen Aktivitäten in Deutschland in diesem Bereich aus. Unternehmen und Beschäftigte engagieren sich für Ausbildung, lebenslanges Lernen und Fachkräftesicherung sowie für eine verschiedenen Lebensphasen gerechte und familienfreundliche Arbeitsgestaltung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer setzen auf ein hohes Bildungs- und Qualifikationsniveau und fördern die Potenziale einer vielfältigen Belegschaft.
8. Mensch, Umwelt und biologische Vielfalt schützen
Die Unternehmen und Beschäftigten der chemischen Industrie setzen sich weltweit für den Schutz von Mensch, Umwelt und biologischer Vielfalt ein. In einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess haben sie ihre eigenen Prozesse und den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte im Blick. Dabei räumen sie der Produkt- und Anlagensicherheit sowie der kontinuierlichen Prozessoptimierung einen hohen Stellenwert ein und handeln im Sinne von Responsible Care. Mit einer frühzeitigen Risikoabschätzung tragen die Unternehmen dazu bei, dass mögliche Sicherheitsrisiken ihrer Produkte und Verfahren entdeckt und vermieden werden können. Bei der Nutzung von biologischer Vielfalt für biotechnologische und pharmazeutische Innovationen suchen die Unternehmen nach Wegen, die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Belange in Einklang zu bringen.
9. Ressourceneffizienz und Klimaschutz fördern
Die Unternehmen der chemischen Industrie leisten mit einer hohen Energieeffizienz in ihren Anlagen, ressourcenschonenden Verfahren und mit innovativen Produkten für ihre Kunden einen bedeutenden und unverzichtbaren Beitrag zum globalen Klimaschutz. Sie verbessern ihre Effizienz beim Einsatz von Rohstoffen und Energie auch aus wirtschaftlichen Gründen kontinuierlich. Dabei betrachten sie den gesamten Produktlebenszyklus. Die Unternehmen bauen die Nutzung von nachwachsenden und wiederverwertbaren Rohstoffen aus, wo dies technisch möglich und unter wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten sinnvoll ist. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Lebensräumen bei der Gewinnung von Rohstoffen hat eine hohe Bedeutung.
10. Als guter Nachbar Engagement und Verantwortung zeigen
Als verantwortliche Nachbarn engagieren sich Unternehmen und Beschäftigte für eine nachhaltige Entwicklung an ihren nationalen und internationalen Standorten. Sie sind aktive Partner der regionalen Akteure und setzen sich für eine hohe Lebensqualität und ehrenamtliches Engagement in ihrer Region ein. Insbesondere fördern sie die Zukunfts- und Bildungschancen junger Menschen.
11. Transparenz herstellen und Integrität leben
Die Unternehmen der chemischen Industrie machen ihr Nachhaltigkeitsengagement für die Beschäftigten, die Kunden und die Öffentlichkeit transparent und nachvollziehbar. Dabei orientieren sie sich an anerkannten Standards und Indikatoren. Unternehmen und Beschäftigte begegnen Politik und Gesellschaft offen, glaubwürdig und integer.
12. Dialog pflegen und Beteiligungsmöglichkeiten fördern
Die Unternehmen der chemischen Industrie suchen den Dialog mit ihren Anspruchsgruppen aus Politik und Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, um deren Wissen, Wertvorstellungen und Interessen in ihre unternehmerischen Entscheidungen einzubeziehen. Sie fördern die Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkeiten ihrer Beschäftigten und pflegen den nachbarschaftlichen Dialog an ihren Standorten.